B-204
Ellen Widder

Kanzler und Kanzleien im Spätmittelalter

Eine Histoire croisée fürstlicher Administration im Südwesten des Reiches
Buchcover: Kanzler und Kanzleien im Spätmittelalter

Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B: Forschungen, Band Nr. 204

  • XCIV, 602 Seiten, 22 sw-Abbildungen, 19 Diagramme, Register
  • Fester Einband
  • Fadenheftung
  • Stuttgart: W. Kohlhammer, 2016
  • ISBN: 978-3-17-028868-3
  • Preis: 49,00 €

Spätmittelalterliche Kanzleien stellte sich die ältere Forschung gerne vor wie Behörden, die sie aus ihrer eigenen Zeit kannte – Rückprojektionen der Zustände aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Am Beispiel der Kurpfalz, mit vergleichenden Blicken auf Kurmainz, Kurtrier, das Bistum Speyer und weitere Herrschaften widerlegt Ellen Widder diese älteren Ansichten und zeigt, dass spätmittelalterliche Kanzleien in Deutschland eben keine institutionalisierten, fest gefügten, hierarchisch strukturierten und ortsfesten Behörden waren. Mit ihrem multiperspektivischen Ansatz der Histoire croisée, der Verflechtungsgeschichte, weist sie nach, dass man sich vielmehr über lange Zeit hinweg der vor Ort verfügbaren öffentlichen Notare bediente, um die Kanzleiaufgaben erledigen zu lassen. Erst nach und nach wurden hierfür universitär ausgebildete Juristen angestellt und erst allmählich verstetigte sich das Personal und verfestigte sich der Ort der Kanzlei. Starke Impulse für eine Entwicklung des Kanzleiwesens in der Pfalzgrafschaft waren der Aufstieg der Pfalzgrafen zur Kurwürde (1356), das Königtum Ruprechts (1400-1410) und die Herrschaft Friedrichs des Siegreichen (1451-1476), allesamt verbunden mit einem erhöhten Bedürfnis an Repräsentation und Legitimation, das auf die Strukturen der Kanzlei zurückwirkte.

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